Nord… äh, nee südwärts! (Teil 5)

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Absteigen zum Aufstieg: FirstCamp City Strömstad

Noch einmal genießen wir den grandiosen Ausblick von unserem Campingfelsen bevor wir am Beginn der neuen Woche bei bestem Wetter und nach einem gemütlichen Frühstück unsere Heimreise von Schweden zurück Richtung Deutschland beginnen. Wir wollen die Strecke diesmal komplett auf dem Landweg fahren und dabei noch ein paar Eindrücke sammeln.

Nach den vielen Auf- und Abbauten gehen die notwendigen letzten Handgriffe am Morgen natürlich ohne langes Nachdenken vonstatten und sind Routine. Zum Schluss noch die Stützen hoch, ein letzter Rundgang und Check. Der Rest ist auch schnell erledigt. Durch die Rückfahrkamera kann man den Kupplungskopf des IONIQ ganz easy und zentimetergenau unter die Deichsel manövrieren. Schließlich ist der Hänger sicher am Auto und wir checken aus. Diesmal haben wir eine 300km Etappe geplant, die uns auf einen weiteren FirstCamp Platz nahe Halmstad bringen soll. Los gehts!

Strömstad Adieu!

Abschied

Wie wir es inzwischen gewohnt sind, klappt sowohl die Fahrt, als auch die Versorgung unterwegs mit Strom und Nährstoffen ganz prima. Das Gespann gleitet ruhig durch die schwedische Küstenlandschaft mit ihrem zwischen Flachland und Mittelgebirge wechselnden Anblick. Alles läuft also entspannt und wie erwartet, so dass wir kurz nach Fünf in Halmstad unter der Markise sitzen und Kaffee trinken können.

Auf dem Holzweg

Von unserem Stellplatz aus sind es nur wenige Meter durch die Dünen bis zum Strand. Und nach kurzer Suche finden wir auch einen für den Rolli optimalen Weg, der über einen Weg aus Bohlen erst durch ein Wäldchen und anschließend bis zur Küste führt. Dort erwartet uns ein menschenleerer breiter Strand und etwas später ein grandioser Sonnenuntergang über dem Meer. Ein schöner Abschied von Schweden, das uns richtig gut gefallen hat. Wir kommen bestimmt wieder!

„Hellsinki“ (finnisch für „Sonnenuntergang“) bei Halmstad

Am Dienstagmorgen überlegen wir, welches unser nächstes Ziel sein soll. Vor uns liegen noch etwa 150km bis zur Øresundsbron nach Dänemark. Danach wollen wir Sjælland überqueren und den kleinen Belt zur Insel Fyn. Dort schauen wir zunächst nach einem günstig gelegenen Campingplatz, entscheiden uns dann aber schließlich doch noch anders.

Wind!

Na, den hatten wir ja schon seit dem ersten Urlaub im Mai auf Fehmarn wirklich ausreichend. Unter drei bis vier Beaufort ging es da selten mal, fünf bis sieben Windstärken hatten wir auch, relative Windstille nur wenige Tage. So wirkt sich die allgemeine Erwärmung halt auch aus: im Durchschnitt ist viel mehr Energie in der Atmosphäre, die sich mal in mehr Wind und mal durch mehr Feuchtigkeit zeigt. Am Ende des Jahres wird es feststehen: 2024 war insgesamt das wärmste jemals gemessene Jahr.

Die Vorhersagen sind diesbezüglich eindeutig: Es wird am Mittwoch noch windiger und zwar aus südwestlicher Richtung. In Böen auch mal in Sturmstärke. Und da könnte es problematisch werden. Unter Umständen wird die Storebeltbron, die letzte sehr lange Brücke zwischen Fünen und dem dänischen Festland, dann für Gespanne gesperrt. Das wäre blöd.

Wir sind es nicht und gehen lieber auf Nummer sicher. Die 20km lange Brücke wollen wir besser noch am Dienstag überqueren. Auf der westlichen Seite des Belt gibt es einen kleinen Campingplatz, auf dem wir unseren Slot für die Nacht buchen. Gesagt, getan. So wird es also gemacht, und nach Øresund, Sjælland, Fyn und dem Storebelt, stehen wir am späten Nachmittag sicher auf der richtigen Seite des beeindruckenden Brückenbauwerks und lassen uns eine leckere Pizza von „Mamma’s“ schmecken, einer niedlichen Pizzeria im kleinen dänischen Städtchen Nyborg.

Vorher war ich dort noch kurz für den nächsten Tag bei Lidl einkaufen und habe derweil den IONITY Hypercharger auf dem angrenzenden Parkplatz genutzt, um unseren Akku preiswert bis zur Kante voll zu machen. Ohne Zeitverlust mit sauberem, preiswertem Strom schnell laden, während man seinen kleinen Einkauf erledigt. So muss das und so geht das auch! Wenn man es will. Der kräftige Wind liefert dafür die Grundlage. Dänemark erntet und nutzt ihn inzwischen sehr umfangreich. „Between human will and nature‘s forces“ ist der Slogan vom norwegischen Hersteller Helly Hansen auf meinem Hoody. Passt hier auch ganz gut.

Ausklang

Bezüglich „nature’s forces“ war es wohl die richtige Entscheidung, denn das Wetter wird ab Mitte der Woche deutlich unruhiger. Auf unserem relativ kurzen Weg an diesem Tag Richtung Eckernförde bläst es ganz ordentlich, Gewitterwolken türmen sich um uns herum und ein paar kräftige Schauer erwischen uns immer mal wieder. Aber kein Problem. Alles ist dicht und beim letzen Laden im dafür preiswerten Dänemark ist ein Wolkenbruch auch keine Hürde. Alle Komponenten an Ladesäule und Auto sind so konstruiert, dass solche Bedingungen weder Gefahr noch ein Hindernis sind.

In Deutschland ändert sich dann prompt wieder einiges: Der Strom wird teurer, das Fahren stressiger, Windkraftanlagen stehen still, weil zuviel Energie im Netz ist und es keine Abnehmer gibt. Schade, dass wir das hier nicht besser hinbekommen. Dass es grundsätzlich möglich ist, haben uns großartigen Deutschen die wesentlich kleineren und bescheideneren skandinavischen Nationen lässig gezeigt.

Während wir außerdem in den letzten Wochen in Dänemark und Schweden unseren täglichen Stellplatz mit ein paar Klicks aussuchen und meinetwegen auch irgendwann spät abends verlässlich buchen konnten, dürfen wir nun während der amtlichen Öffnungszeiten mit der Besitzerin telefonieren.
Ok, das geht natürlich auch und ich habe sogar den Eindruck, dass die Reservierungszusage für nur eine Übernachtung auch deshalb klappt, weil meine Stimme und die Wortwahl passten. „Ja, dann kommt mal, wir finden schon etwas Schönes für Euch.“

Und so ist der letzte Campingplatz in diesem Urlaub in meinen Augen ein kleiner Schatz. Im Dörfchen Misunde nahe Kappeln an der Schlei finden wir ein sehr idyllisches Fleckchen. Fast zu schade für nur eine Übernachtung. Und beim CheckIn erfahren wir: „Ihr habt einen unserer schönsten Plätze bekommen. Ich habe Euch mal einfach für zwei Nächte eingetragen. Wenn ihr früher wegwollt, ist es aber auch kein Problem.“

Wir bleiben.

Schließlich ist der Ausblick auf den „Ostseefjord“, die Stille am Abend und alles andere so nett und schön, dass wir einen neuen Plan für unsere letzten Urlaubstage machen. Erst treffen wir uns mit lieben Freunden zum Essen im Eckernförder Hafen. Im „Mehrfisch“ speisen wir köstlich. Und das Bier fließt hier von unten ins Glas!
Am Donnerstag machen wir dann auf Wunsch eines einzelnen Herren in unserer kleinen Reisegruppe einen Tagesausflug nach Neustadt in den Hansapark. Und beschließen am Abend einstimmig, dass es nun gut sein soll: Am Freitagabend wollen wir in Berlin eintrudeln und das Wochenende entspannt zum „Ankommen“ und Klarieren des Wohnwagens nutzen.

Landung

Rund 3000km haben wir seit unserem Start auf unserer Reise zurückgelegt und dafür beinahe eine Megawattstunde Energie, die mit Sicherheit aus Wind und Sonne gewonnen wurde, in Bewegung verwandelt, Auto, Insassen und Wohnwagen damit nach Norwegen und zurück gebracht. Obwohl der Start unter schlechten Zeichen stand, haben wir offenbar gute Entscheidungen getroffen und wurden von guten Leuten dabei unterstützt. Alles hat schließlich so funktioniert wie es sollte und uns eine tolle neue Erfahrung in neuer Umgebung ermöglicht.

Dass bei unserem Eintreffen in Berlin am frühen Abend nun auch noch ein idealer Parkplatz nicht weit von unserer Wohnung frei ist, auf dem wir das ganze Gespann einfach mal locker bis zum Montagmorgen abstellen können, ist schon fast unverschämtes Glück.

Jedenfalls endet hier unser Urlaub 2024 erfolgreich mit einer Punktlandung. Und dieser kleine Bericht ebenfalls. Vielleicht konnte er Lust darauf machen, mit dem Wohnwagen unterwegs zu sein. Vielleicht in Skandinavien. Das muss natürlich nicht unbedingt elektrisch angetrieben stattfinden. Kann es aber, wie man sieht. Und es war toll!!!

Nordwärts! (Teil 4)

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Laden kurz vor dem Ziel: Strömstad

Wir wollen aber noch weiter nach Norden und bereiten nach drei Tagen unsere Weiterfahrt vor. Von Göteborg aus geht es Richtung Oslo rund 200km weit nach Strömstad kurz vor der Grenze nach Norwegen. Alles läuft ohne Probleme und gegen 12:30 Uhr haben wir die Hälfte bereits geschafft.

Am Ziel erwartet uns dann ein ganz besonderer Campingplatz der Marke FirstCamp, quasi ein Felsbrocken, der mit einer Menge Asphalt befahrbar gemacht wurde und nun Hunderte von Stellplätzen in verschiedenen Höhenlagen bietet.

Felsencamping mit Feuerstelle

Hauptsächlich hat man hier an Wohnmobile aus Norwegen gedacht, die sich vor allem am Wochenende zahlreich einfinden. Aber auch wir haben uns einen netten Slot gebucht und es uns gemütlich gemacht.
Nur der Einsatz von Häringen oder Zeltnägeln ist hier wegen des überwiegend steinernen Untergrundes auf wenige Grasflecken begrenzt. Und da der Wind mit relativ konstanten 4 bis 5bft und nachts sogar einmal in Sturmstärke wehen soll, können wir unser kleines Vorzelt diesmal nicht durchgängig einsetzen. Da bleibt es beim Windschutz und der Markise, die wir nachts dann einfach einholen.

Überflieger

Was auf der ganzen Reise perfekt funktioniert und uns stets eine sehr schnelle, stabile Internetverbindung ermöglicht, ist die Starlink Satellitenantenne und der für rund €60 gebuchte Tarif.
(Update 11.2024: Inzwischen liegt die monatliche Gebühr für den Reisetarif mit unbegrenztem Volumen bei €72.)

Camping on the Rocks: FirstCamp City Strömstad

Man darf bezüglich des Unternehmensgründers durchaus geteilter Meinung sein und seine moralische und politische Haltung kritisieren, seine Projekte aber funktionieren ziemlich perfekt. Und zwar trotz sehr futuristisch und durchaus aufwändiger Technologie einfach und verständlich in der Anwendung: Antenne grob nach Süden aufstellen und dabei auf freie Sicht zum Himmel achten. Nach der Verbindung mit dem WLAN-Router und dessen Stromanschluss richtet sie sich automatisch aus und nach anderthalb Minuten steht der Link zu den Satelliten.

Von den aktuell etwa 6.000 aktiven Geräten fliegen zwar nicht sehr viele über Scandinavien und die Pole, aber näher zum südlichen Horizont hin ist die Anzahl noch hoch genug für eine erstaunliche Übertragungleistung. Damit ist es zum Beipiel möglich, in Berlin IT-Probleme zu bearbeiten, Filme zu streamen oder störungsfrei Videochats zu führen – sogar parallel! Da kommen die lokalen WLANs der Campingplätze natürlich nicht mit, die durch die Anzahl der Nutzer häufig nur noch für die Kommunikation mit E-Mails oder für Kurznachrichten taugen.

Diesbezüglich genießen wir also auf unseren Stellplätzen höchstes Niveau, was die Nutzung des Internets angeht. Aber auch im Übrigen gibt es wenig zu klagen: Die Slots sind groß genug, um Wohnwagen, Vorzelt und Auto locker aufstellen zu können und dennoch Platz für Tisch, Stühle, Antenne und Bewegung zu haben.

Unser Stromkabel reicht mit 25m Länge stets aus, um den Stromanschluss des Platzes zu erreichen. Wäre das mal nötig, könnten wir aber auch das Auto zur Versorgung unseres Wohnwagens nutzen. Die Solarzelle fördert ja im Sommer nahezu genug Energie, um unseren täglichen Verbrauch für Kaffeemaschine, Warmwasser zum Abwaschen und das WLAN zu decken.

Das Aufladen des Autos am Stellplatz untersagen inzwischen jedoch quasi alle Campingplätze, die ja in der Regel den Strom für die Gäste pauschal berechnen. Alternativ haben einige Plätze Ladepunkte vor ihrer Schranke. Um mal in den Ort mit seinem hübschen Hafen zum Einkaufen zu fahren, brauchen wir uns aber keine Gedanken zu machen. Der Akku ist ja gut voll, da wir vor der Ankunft noch einmal kurz geladen hatten.

Strömstad Hafen

Hafen, Restaurants und andere Ziele sind vom Campingplatz aus bequem zu Fuß und mit unserem E-Rolli erivo erreichbar, der auch die Steigungen gut verkraftet und sich relativ klein macht, wenn er nicht benötigt wird. Da wir diesmal kein Vorzelt aufgebaut haben, „parkt“ er nachts zusammengeklappt im Kofferraum des IONIQ5. Wie beim Auto kommt bei ihm die Antriebsenergie aus einem leicht entnehmbaren, nicht einmal 5kg schweren Lithiumakku, der dem Rolli bis zu 35km Reichweite verleiht. Damit ist er für uns eine hervorragende Lösung, auch weil er durch große und teilweise gefederte Räder bei nur rund 32kg Gewicht ein ideale Lösung in Orten, aber auch in leichtem Gelände ist.

Nordschleife

Rasen Richtung Oslo

Für unseren Tagesausflug nach Oslo haben wir uns den Samstag ausgesucht und machen uns nach dem Frühstück auf den Weg. Ohne den Anhänger können wir bis kurz vor unser Ziel ja etwas flotter fahren und brauchen nur etwa eineinhalb Stunden für die rund 130km.
In Oslo angekommen bewegen wir uns zu Fuß und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die alles sehr gut abdecken und in engem Zeittakt fahren. Auch hier bezahlt man alles digital und wir buchen uns natürlich auch die Tickets für die Tram per App. Gut so, denn zehn Sekunden nach dem Zusteigen werden wir freundlich aber bestimmt kontrolliert und der QR-Code des „Fahrscheins“ auf unseren Handys gescannt. Alles ok.

Oslo von der Akershus Festning

Auffällig ist auch wieder die lässige Höflichkeit und Rücksicht, die alle Verkehrsteilnehmer gegeseitig zeigen. Sehr angenehm und stressfrei bewegt man sich durch die schöne Stadt, die beeindruckende Ausblicke bietet.

Wir treiben uns den Tag über zwischen Festung und Hafen, Innenstadt, Parks und Schloss herum, shoppen ein wenig und essen sehr gut in einem kleinen, aber offensichtlich stark frequentiertem Italienischen Restaurant: eine gute halbe Stunde lang stehen wir in der Schlange für einen Tisch.

Holmenkollen ohne Schnee und Biathlon

Mit der U-Bahn, die schließlich ihren Tunnel verlässt und zum Holmenkollen hinaufzuckelt, besuchen wir am späten Nachmittag noch die Sportanlagen der winterlichen Wettkämpfe im Biathlon und Skispringen. Der Blick zurück erlaubt es, weit in den Oslofjord hinaus zu schauen. Lustig ist, dass der IONIQ5 auf seiner Reise von Ulsan in Südkorea nach Bremerhafen per Schiff, wohl schon einmal hier in der Gegend war. Im Hafen Drammen bei Oslo wurden 2021 die ersten europäischen Fahrzeuge ausgeladen, bevor das Schiff weiter Richtung Deutschland fuhr.

Wir machen uns erst abends auf die Rückfahrt und stoppen noch einmal knapp 20 Minuten bei IONITY in Rygge, wo der Ladevorgang zum norwegischen Stromtarif von nur 26ct je Kilowattstunde erfolgt. Für die gesamte Strecke von Strömstad nach Oslo und zurück von rund 260km zahlen wir daher umgerechnet nur etwas über 13€.

Preiswert laden, in Norwegen um die 26ct

Unser nördlichstes Ziel haben wir nun errreicht und befinden uns quasi ab sofort auf der Rückfahrt. Am Montag werden wir Strömstad verlassen und uns wieder nach Süden aufmachen. Unser nächster Stopp wird noch einmal ein Campingplatz in Schweden sein. Danach geht es zurück über den Oresund nach Dänemark und dort diesmal über die Insel Fünen Richtung deutsches Festland. Wir wollen noch Freunde in Eckernförde besuchen, bevor wir nach Berlin zurückfahren.

(Wird fortgesetzt…)

Nordwärts! (Teil 3)

(Hier geht’s zum Anfang der Geschichte…)

Mitte August ist es nun beinahe, als wir uns nach Schweden auf den Weg machen. Kurz hinter Kopenhagen geht es erst einmal „20.000 Millimeter unter dem Meer“ durch einen fünf Kilometer langen Tunnel (Huuuuh!) und dann beginnt die 16 Kilometer messende Brücke über den Øresund Richtung Malmö.

Dieses wie auch andere verkehrstechnische Bauwerke werden in Scandinavien durch eine Mautgebühr finanziert und unterhalten, die sich nach Art und Länge von Fahrzeugen berechnet und bei der Øresundsbron derzeit zwischen rund €60 und über €200 beträgt. Da viele Schweden und Dänen regelmäßig über die Brücke pendeln, gibt es verschiedene Rabattangebote, die sich auch für Touristen nutzen und rechnen können. Und weil es in Scandinavien weitere mautpflichtige Strecken gibt, macht eine Registrierung des Autokennzeichens bei einem Maut-Dienstleister Sinn.

Man kann auf diesem Weg dann nämlich alle an den jeweiligen Bezahlservice angeschlossenen Mautstrecken (und teilweise Fähren) automatisch bezahlen und läuft nicht Gefahr, Wochen oder Monate nach dem Urlaub eine teure Rechnung zu erhalten. Denn nicht alle Strecken haben ein Bezahlterminal, an dem man auch den Preis per Kreditkarte bezahlen kann. Vielfach wird einfach das Kennzeichen gescannt und eine Rechnung an den Halter des Fahrzeugs geschickt.

Digital

In bestimmten Fällen (Mietfahrzeug, besondere Rabatte) kann es auch sinnvoll sein, statt der Registrierung einen sogenannten „Bizz“ zu verwenden, wie wir es gemacht haben. Das ist ein kleiner Funksender, der im Fahrzeug plaziert wird, und ähnlich der Registrierung des Kennzeichens mit einem Zahlungsmittel verbunden ist. Beim Durchfahren einer Mautstelle oder -strecke piepst das Dingelchen, ggf. öffnet sich die Schranke und man weiß sicher Bescheid, dass eine Zahlung geleistet wurde.

Wir hatten uns aufgrund eines guten Tipps (Danke, Ronnie!) für Brobizz entschieden, der nicht nur in ganz Scandinavien funktioniert, sondern sogar auch gleich um die Ecke bei der ASFINAG in Österreich (Bernd!).

€30 kostet die Funk(en)marie, die in ganz Skandinavien und um die Ecke in Österreich für die Maut genutzt werden kann.

Man kann jedoch z. B. auch bei ØresundPAY ein solches Gerät ordern, wo es aktuell kostenlos ist.

Mit dem jeweiligen Gerät oder der Registrierung des Kennzeichens verbunden kann man dann z. B. auch einen Sondertarif gegen eine Grundgebühr buchen, mit dem Rabatte gewährt werden.

Im Falle der Brücke von und nach Schweden wäre das ØresundGO für rund €50 im Jahr, was in unserem Fall den Preis für eine Querung von rund €120 (PKW mit Hänger bis 15m Gespannlänge) auf €47 drückt. Ergo: Hin und Rückfahrt kosten zusammen statt €240 nur €144 inkl. der Jahresgebühr.
Noch ein Tipp: Für die Vorbereitungen sollte man einen Monat vorher mal mit den betreffenden Webseiten Kontakt aufnehmen und sich überlegen, welche Mautstrecken, Rabattangebote und Geräte in Frage kommen. Der Brobizz traf zwar schon eine Woche nach Bestellung ein, aber das Ganze kann auch mal länger dauern. Den Rabattvertrag schließt man übrigens bei Verwendung eines Bizz immer mit dem Anbieter des Bizz ab, nicht mit der Mautstelle.

Alles verstanden? Dann ist eine wesentliche Voraussetzung für Urlaub in Scandinavien schon einmal erbracht. Denn alles finanzielle ist dort digital. Bargeld wird so gut wie nicht akzeptiert und wir haben in den ganzen zwei Wochen keine Münze berührt – aber dafür 96 Apps auf das Handy installiert…

Wege

Schwedische Autobahn: Wie frisch fertiggestellt.

Auch in Schweden fährt es sich wie schon in Dänemark sehr entspannt, was natürlich einerseits am generellen Tempolimit auf den Autobahnen von 110km/h (in Ausnahmen auch 120km/h) liegt, aber auch an den kilometerlangen Einfädel- und Abbiegespuren.

Mit Beton und Asphalt sparen die Skandinavier offensichtlich nicht und an wichtigen Knotenpunkten können da zu den zwei üblichen auch mal vier zusätzliche Fahrspuren dazukommen, auf denen sich der manchmal auch dichte Verkehr sehr gemütlich sortiert.
Baustellen haben wir zwei Wochen lang nicht gesehen. Erstaunlich, wo sich doch die zerstörerische Witterung hier ebenso bemerkbar machen dürfte, wie bei uns. Und obwohl diese ganze Infrastruktur nur von einer „Handvoll“ Steuerzahler finanziert wird (Einwohnerzahlen: DK 6Mio, S 10 Mio, N 5,5Mio), ist alles tipptop in Ordnung.

Ups! Aber schon erwischt uns eine Vollsperrung!

Fernverkehr goes Bullerbü

Unspektakulär werden wir von einem einzelnen Herren in Feuerwehrschutzkleidung freundlich aber bestimmt auf eine Raststätte verwiesen. Und schon sind wir mit dem gesamten Fernverkehr beim Waldspaziergang.

In der Folge lernen wir dann auch Bullerbü und seine Umgebung kennen, denn es geht einige Kilometer über malerische Feldwege bis zur Einmündung im nächsten Dorfauf auf eine dann echte Landstraße. Dass entgegenkommende Fahrzeuge auf dem Feld teilweise in den Hafer ausweichen müssen, nehmen alle Beteiligten äußerst gelassen hin. Nach einer halben Stunde ist der Ausflug vorbei und wir wieder auf der Autobahn.

Für unsere Routen- und Ladeplanung übrigens kein Problem, da die gemütliche Landpartie natürlich sofort den Verbrauch auf dieser Strecke stark reduziert hat. Der Umweg fällt also nicht ins Gewicht. Zu diesem Zeitpunkt sind es auch nur noch rund 80km (also etwa 40% Akkukapazität) bis zu unserem Ladestopp in Varberg und danach noch einmal soweit bis zu unserem Campingplatz in Askimsbadet, einem Außenbezirk von Göteborg.

Markise, Boden, Anrichte und Satellitenantenne für das Internet (!) sind im Nu aufgebaut.

Dank Vorausbuchung am Vortag ist die Ankunft wieder völlig stressfrei:

Auch wenn wir den Check-In an der Rezeption versäumt hätten, wären unsere Zugangskarten zusammen mit allen notwendigen Informationen zum Campingplatz in einem Schließfach hinterlegt gewesen. So bekommen wir die freundliche Info jedoch mündlich und können anschließend in Ruhe aufbauen.

Basislager

Später legt sich dann eine leichte Feuchtigkeit vom Meer über den Platz, Fahrradtouristen, Wanderer und Autocamper nutzen die gut ausgestattenen Grillplätze, Bratwurstduft vermischt sich mit dem Rauch der Kohle, Gespräche und Gelächter sind überall das Grundgeräusch. Eine schöne Abendtimmung entsteht, wie man sie so eigentlich nur auf Campingplätzen erleben kann, und die lange Dämmerung hier im Norden hält sie aufrecht.

Die ruhige Bucht vor Askimsbadet bei Göteborg

Auch auf den anderen Plätzen, die wir in Schweden noch kennenlernen, sind die Angebote an die Camper sehr breit ausgebaut, egal ob man mit dem „unterkellerten, mehrgeschossigen“ Luxuswohnmobil unterwegs ist, im PKW seinen Schlafsack ausrollen möchte oder mit Fahrrad und zu Fuß nur ein kleines Zelt dabei hat.

Jeder findet die Infrastruktur, die er oder sie braucht: Es gibt saubere Küchen mit Essplätzen und Ecken zum Arbeiten mit dem Laptop, Gemeinschaftsräume mit TV, natürlich komplett ausgestattete Grillplätze, von ordentlichen Waschräumen und Duschen und der obligatorischen Sauna ganz zu schweigen. Sogar eine überdachte Bühne für Aufführungen und Konzerte ist da.
Und am Meer selbstverständlich (mehrere) Badestellen und andere maritime Angebote. Auf allen Plätzen kann man alternativ zum Stellplatz für den Wohnwagen oder das Zelt auch feste Unterkünfte mieten, die von „überdachten Betten“ bis hin zu gut ausgestatteten Ferienhäuschen reichen.

Schwedisches Idyll: Ferienhäuschen am Rande des Campingplatzes Askimbadet

Felsen

Schon auf der Fahrt die schwedische Küste entlang hatten wir mehrfach das irritierende Gefühl, uns eigentlich in einem Mittelgebirge zu befinden: Dichter Nadelwald und steile Felswände links und rechts der Autobahn, obwohl wir nur 40m über dem Meer und nur ein paar Kilometer von der Küste entfernt fuhren.

Felsen am Strand

Auch als wir uns aufmachen, Göteborg zu erkunden, laufen wir am Strand an rundgeschliffenen Felsen vorbei und manche Perspektive erinnert an die Wanderung über eine Hochebene im Gebirge.

Achtung, kleine Klugscheisserei:
Das liegt halt daran, dass wir uns gerade tatsächlich in den Ausläufern eines sehr alten Gebirge befinden. Es entstammt der kaledonischen Faltung vor 450 Millionen Jahren. (Dagegen sind die Alpen und der Himalaya mit einer Entstehung vor 20 Millionen Jahren quasi Neuland.)

Und wie ein Radiergummi während seiner Nutzung immer kleiner wird, wurde dieses Gebirge seit seiner Entstehung unter den gewaltigen Kräften der Eiszeiten abgetragen und rundgeschliffen bis nur noch wenig davon übrig war. Das meiste davon wanderte mit den Gletschern nach Süden – zum Beispiel in den Berliner Grunewald, wo auch noch einige der großen Brocken liegen.

Auf Stein gebaut

Die landschaftlichen Besonderheiten setzen sich in der Stadt fort, die zwar überwiegend flach am Meer gelegen ist, aber immer wieder skurile Anblicke bietet, wenn ein Haus quasi aus einem Felsen wächst und gleich daneben aber eine normale Straße wie in Berlin daran vorbeiführt.
Dreht man sich um, schaut man auf den Fjord und die vielen Fähren, die dort wie Busse im zehn Minutentakt den Berufsverkehr erledigen. Göteborg fasst diese Gegensätze zusammen und wir versuchen, das alles aufzunehmen, während wir zwischen Hafen, Festung und Haga umherwandern.

Die Enkel*innen waren später begeistert!

In diesem hübschen historischen Viertel shoppen wir „Pippi Langstrump Karamellstrut“ und beschließen unseren Ausflug mit einem leckeren Glas (Eis) von „Bräutigams Praliner & Marsipan“.

Nicht mehr geschafft haben wir einen Besuch in Göteborgs „Hauptattraktion“ dem Liseberg Park, ein in ganz Schweden und darüber hinaus bekannter Vernügungspark mit über zweieinhalb Millionen Besuchern jährlich. Wir sind vielleicht bei einer anderen Gelegenheit dabei. Bemerkenswert finde ich, dass der Park im Besitz der Kommune ist und die Stadtversammlung die Direktiven vorgibt. Business im Sinne der Bürger. Geht hier offenbar.

Kleiner Tipp für Interessierte mit Handycap: Es ist hilfreich, sich im Vorfeld ein „Liseberg Certificate“ von seinem Arzt oder Therapeuten ausfüllen zu lassen. Damit erhält die gegebenenfalls notwendige Begleitperson freien Eintritt und darf bei Benutzung von Fahrgeschäften unterstützen.

Wird fortgesetzt…

Nordwärts! (Teil 2)

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Für die erste Urlaubswoche Anfang August haben wir den Campingplatz auf unserer Lieblingsinsel Fehmarn gebucht. Eventuell müssen wir das jedoch verlängern, wenn die Reparatur des Autos mehr Zeit brauchen sollte. Noch ist das Laden ja nur an Gleichstrom-Schnellladern möglich.

Montag früh wird der IONIQ5 also beim Autohaus am Bungsberg in Oldenburg abgeliefert. Bis auf weiteres ist nun ein bereitgestelllter Hyundai Kona das Ersatzfahrzeug, um am Urlaubsort wenigstens mobil zu sein. Den Wohnwagen ziehen kann er leider nicht.

Gegen Mittag meldet die Bluelink App dann mehrmals „Ladevorgang nicht möglich“, als die Techniker am IONIQ5 arbeiten. Am Nachmittag kommt schließlich die telefonische Nachricht „Die ICCU ist defekt und muss ersetzt werden“. Die Werkstatt wird nun bei Hyundai einen Garantieantrag stellen und versucht parallel, das teure und leider wegen eines generellen Rückrufs begehrte Teil zu bekommen.

Wunder

Dienstagnachmittag ploppt wieder eine Bluelink Nachricht auf, die uns diesmal vorsichtig hoffen lässt. „Ladevorgang erfolgreich abgeschlossen.“ Kaum zu glauben, als wir von der Werkstatt informiert werden: Der Garantieantrag wurde prompt bestätigt, noch am Vortag das Teil bestellt und am folgenden Morgen lag die ICCU zum Einbau bereit in der Werkstatt!

Erst war ich skeptisch. Aber es ist alles wahr!

Sicherlich war da auch ein gehöriges Stück Glück dabei. Aber ohne das Engagement der freundlichen und kompetenten Mitarbeiter des Autohauses wäre dieses schnelle Resultat unmöglich gewesen. Wir sind begeistert und dankbar: Die Oldenburger haben unseren Urlaub gerettet!

Mittwochmorgen kann ich den IONIQ5 wieder abholen, voll geladen und einwandfrei. Respekt für diese Leistung und Danke nochmals für den superguten Service!

Inselhüpfen

Puttgarden Fährterminal: Dank rechtzeitigen Erscheinens ist sogar eine Fähre früher drin.

Am folgenden Samstag zu Beginn der zweiten Urlaubswoche kann es also losgehen mit der geplanten Tour durch Skandinavien. Wir entscheiden uns für die Fähre, um von Fehmarn aus nach Dänemark auf die Insel Falster zu gelangen, und buchen online unseren Platz. Sicherlich sinnvoll, wenn man mit dem Wohnwagengespann übersetzen möchte und auch noch einen Rollstuhlfahrer mitbringt.

In Puttgarden läuft dann alles wie am Schnürchen. Wir nennen nur unsere Reservierungsnummer, werden von der Crew hervorragend eingewiesen und stehen schließlich gleich neben dem Fahrstuhl mit viel Platz zum Umsteigen in den Rolli. Super!

Warm und trocken im Bauch der Bestie.

Eine Dreiviertelstunde lang lassen wir uns die Seeluft um die Nase wehen, dann rollen wir schon auf der dänischen Autobahn mit Tempo 80, die hier für Gespanne maximal erlaubt sind. Da man uns gesagt hat, dass die Strafen schon für kleine Übertretungen sehr hoch sind, halten wir uns auch strikt daran, müssen aber feststellen, dass wir quasi die einzigen mit dieser Tachoanzeige sind. Besonders allen LKW sind wir zu langsam und werden häufig mit bestimmt 90 Sachen überholt.

Den ersten Ladestopp legen wir ein, als die Brücke zur Insel Sjælland überquert ist. In Vordingborg ist gleich am IONITY Ladepark ein „Restaurant zum goldenen M“, das wir für das Mittagessen nutzen.

Praktisch: Hier hat man bei der Gestaltung der Ladeplätze auch an größere Fahrzeuge und Gespanne gedacht.

Vor der Abfahrt hatte ich den IONITY Passport für rund €8 im Monat gebucht, was uns in Deutschland schon den günstigen Strompreis von 39ct je Kilowattstunde am Hypercharger sicherte. In Dänemark ist es mit umgerechnet 29ct noch preiswerter. Und so haben wir vor, auf userer Fahrt überwiegend bei IONITY zu laden, die auf unserer Strecke reichlich vorhanden sind.

Für den nächsten Tag steht ein Besuch in Kopenhagen auf der Liste und daher haben wir für zwei Übernachtungen einen kleinen Campingplatz am Hafen von Ishøj gebucht.

Hygge in Ishøj: Nach Kopenhagen nur noch 20km

Am Sonntag ist das Parken in Kopenhagen kostenlos, und so fahren wir die kurze Strecke dorthin mit dem Auto. Innerhalb der Stadt sind wir natürlich zu Fuß unterwegs und mit der schicken, autonom fahrenden U-Bahn. Ein beeindruckendes System mit Bahnsteigen, die wie Geschäftspassagen wirken – bis der vollautomatische Zug einfährt und sich die vermeintlichen „Schaufenster“ zum barrierefreien Einsteigen öffnen.

In unserem Fall natürlich auch sehr wichtig: Für unseren Rollstuhlfahrer gibt es immer einen Weg, und selbst im treppenreichen Naturkundemuseum findet sich eine unkomplizierte Lösung. Eine kurze Frage und schon haben die hilfreichen Mitarbeiter eine Lösung parat. Klappt alles prima hier, auch wenn nicht überall ein Schild dafür hängt.

Bildschön: Botanischer Garten in Kopenhagen

„Hygge“ bedeutet „Gemütlichkeit“ auf Dänisch und die stellt sich an vielen Orten hier ein. Eine schöne Stadt, sehenswert, freundlich und mit einem bemerkenswerten Verkehrskonzept, das viel Raum für Fußgänger und Radfahrer vorsieht.

Wir sind den ganzen Sonntag in Kopenhagen unterwegs, sehen aber natürlich nur einen Bruchteil des Sehenswerten. Beim Besuch der „kleinen Meerjungfrau“ im Hafen sind wir dann ganz schön hungrig. Trotz des Touristenandrangs gibt es hier aber nicht die sonst üblichen einhundert Fressbuden. Eigentlich ja ganz schön.

Touristenmagnet nach einer Märchenfigur von Christian Andersen: Den lille Havfrue des Bildhauers Edvard Eriksen

Aber so wandern wir noch eine Weile bis wir in Nyhavn endlich auch etwas zum Futtern finden, das allen zusagt. Hier werden wir bei einem ordentlichen Essen zu Dritt ohne besonderen Luxus dann aber mehr als 100 Euronen los.

Fazit: Dänemark – und besonders auch Kopenhagen – sind wunderschön – aber auch in Skandinavien ein eher teures Pflaster. Das merkt man besonders bei Lebensmitteln. Gut, dass wir nicht jeden Tag essen gehen müssen, sondern an Bord unseres Wohnwagens auch Kühlschrank, „Keller“ und Küche haben.

Teures Pflaster: Nyhavn mit einem Restaurant am anderen. Aber schön…

Am nächsten Morgen wird dann unser Markisenvorzelt wieder abgebaut und alles zur Weiterfahrt verstaut. So langsam erhalten wir dabei die Routine, die es auch auf der weiteren Reise braucht. Denn wir haben ja noch einiges vor und sind diesmal auf Tour, anstatt an einem Ort längere Zeit zu bleiben.
Für die nächste Etappe nach Schweden haben wir diesmal auch einen längeren Schlag (Seglersprech) geplant und wollen morgen bis kurz vor Göteborg kommen, wo wir dafür diesmal drei Übernachtungen buchen. 320km werden das, was bei 80km/h erlaubter Höchstgeschwindigkeit und einem daraus resultierenden Schnitt von 60 bis 70 Sachen, wohl etwa fünf Stunden reiner Fahrtzeit bedeuten werden.

Wird fortgesetzt…

Nordwärts! (Teil 1)

Manche Unternehmungen stehen unter keinem guten Stern.

Aber warum sollte man auch überhaupt versuchen, mit einem Elektroauto, das zusätzlich noch einen anderthalb Tonnen schweren Wohnwagen hinter sich herzieht, von Berlin bis nach Norwegen und zurück zu fahren?
Schon ohne Wohnwagen ist das verrückt, weiß doch jede(r), dass E-Autos immer nur kurze Strecken fahren können und dann stundenlang an eine Steckdose müssen. Wenn man denn eine Möglichkeit zum Aufladen findet. In der Urlaubszeit!!!

Überall kann man doch lesen, wie engagierte Journalisten und Journalistinnen jedesmal bei dem Versuch kläglich scheitern, außerhalb befestigter Städte längere Urlaubsfahrten zurückzulegen.

Und doch geht es. Ganz easy. Aber zunächst einmal…

Fiasko

Mist! Drei Tage vor der geplanten Abfahrt Anfang August will ein Nachbar in der Tiefgarage etwas löten. Und ich stelle ihm großspurig die 230V-Bordsteckdose des IONIQ5 zur Verfügung. Das hat die letzten drei Jahre prima funktioniert und zum Beispiel den Wohnwagen eine Woche lang mit Strom versorgt, als der Campingplatz mal keinen Stromanschluss in der Nähe hatte. Ob das Folgende die Ursache dafür ist, lässt sich nicht sagen.

So kommt der Strom auch mal aus dem Auto: E-Bike-Akku laden an V2L

Aber diesmal schaltet die Steckdose nach wenigen Sekunden ab und eine Fehlermeldung erscheint im Display: „Unerwarteter Zustand des Systems.“ Eine schnelle Überprüfung ergibt: Nicht nur die Stromabgabe (V2L), auch das Aufladen mit Wechselstrom (AC) ist plötzlich ausgefallen. Allerdings funktioniert der CCS-Anschluss für das Schnellladen (DC) noch.
Uff, ein Glück! Das ist schließlich der bevorzugte Anschluss für unterwegs, den man an allen Fernstraßen und inzwischen häufiger auch in Städten vorfindet und nutzt.

Dennoch ist das kein gutes Omen. Und der Glaube an die Elektromobilität sinkt weiter, als auch noch ein weiterer Fehler angezeigt wird: Der Kühlmittelstand des Akkus ist zu niedrig. Teilweise ist der Nachfüllbehälter komplett leer, wenn beim Schnellladen die Akkukühlung intensiv arbeitet.

Nach dem Kühlmittetausch (alle 36 Monate) wurde nicht vollständig entlüftet.

Und schon ist man verhaltener Häme durch die Verbrennerfahrer im Bekanntenkreis ausgesetzt: Selber Schuld, wenn man einer so unausgereiften Technologie vertraut.

Na, das war es dann wohl mit dem tollen Plan: Dänemark, Schweden, Norwegen. Lächerlich, wenn man nicht mehr überall aufladen kann. Das Ganze wird nach einem Telefonat mit der Werkstatt nicht schöner: Der Kollege für die E-Autos, also der einzige dort mit der Hochvoltausbildung, ist natürlich im Urlaub…

Der niedrige Kühlmittelstand ist offensichtlich aber nicht auf ein Leck, sondern lediglich auf einen von derselben Werkstatt vorgenommenen Wechsel der Flüssigkeit zurückzuführen, der einige Wochen vorher durchgeführt worden war.
Man muss dazu sagen, dass das betreffende Auto im Juli 2021 eines der ersten in Berlin zugelassenen war und somit auch als eines der ersten im Juli 2024 diese vorgeschriebene Wartung erhalten hat. Quasi Neuland.

Da ist man besonders motiviert und Dank der freundlichen und engagierten Kollegen im Service – selbst der Urlauber wird kontaktiert und hilft telefonisch mit – wird dieses Problem schnell behoben. Zumindest nach und nach, schließlich mit einem Nachfüllfläschchen zum Mitnehmen, denn immer wieder sinkt der Flüssigkeitsstand, wenn eine neue Luftblase sich den Weg nach oben gesucht hat.

Poker

Aber der Ausfall des Ladesystems für Wechselstrom kann ohne Hochvolt-Kenntnisse nicht repariert werden. Bedauerndes Schulterzucken. Da kann man halt nichts machen.
Was also tun? Den Urlaub stornieren und aufgeben? Ein Ersatzfahrzeug nehmen? Vorzugsweise etwas Vernünftiges, also ein Diesel-SUV?

Nein! Probleme sind dafür da, um gelöst zu werden! Und dann sind Camper*innen ja auch sonst immer mal mit Situationen konfrontiert, in denen sie auf Unerwartetes reagieren müssen.
Schließlich kann der IONIQ5 noch immer an den üblichen Schnellladern Strom bekommen, so wie das für die Reise ohnehin vorgesehen ist. Also kann die Fahrt angetreten werden, wenn auch mit dem Risiko, dass auch das Gleichstromladen irgendwann ausfällt. Denn die vermutete Ursache ist wahrscheinlich ein Serienfehler in der ICCU, der zentralen Ladesteuerung, die gerade anlässlich des diesbezüglichen Rückrufs getestet, upgedatet und für „In Ordnung“ befunden wurde. War sie wohl doch nicht…

Ein Anruf in Oldenburg, nahe des ersten geplanten Aufenthalts dieser Reise auf Fehmarn, gibt Hoffnung: Dort befindet sich der Hyundai Händler, dessen freundliche Crew auch schon öfter bei anderen Anliegen sehr hilfreich war.
„Kein Problem, wir sehen uns das an. Können Sie am Montag um 8:00 Uhr hier sein?“ Sogar ein elektrisches (!) Ersatzfahrzeug bieten sie an. Klasse, ein erster Lichtblick!

Also starten wir am Samstagmorgen mit dem Anhänger auf der Kupplung Richtung Fehmarn- mit gemischten Gefühlen. Wenn alles gut geht, trinken wir am Nachmittag dort gemeinsam mit Kindern und Enkelin Kaffee auf dem Campingplatz.
Wenn es schief geht allerdings, stehen wir mit dem Hänger irgendwo vor einer Ladesäule und können nicht mehr laden. Das wäre natürlich echt blöd, denn durch den mitreisenden Rollstuhlfahrer an Bord und den Wohnwagen am Heck wären wir trotz Mobilitätsgarantie von Hyundai und ADAC-Engeln nicht so einfach mit einem Ersatzfahrzeug zu versorgen.

Aber „all in“ sagt man wohl beim Pokern! Wir haben dabei ja schließlich nicht Haus und Hof gesetzt. Im schlimmsten Fall fällt der Urlaub doch ins Wasser und wir müssen wieder nach Hause. Keine Katastrophe, wenn auch sehr enttäuschend und ärgerlich. Aber die Alternative wäre, es überhaupt nicht erst zu versuchen. Kommt nicht in Frage! Also los.

Energie

Schnellladen bei IONITY Heiligengrabe: 20 Minuten für das 2. Frühstück

Kurz gesagt: Die 400km Fahrt und die Schnellladungen klappen wie am Schnürchen. Wir laden in Heiligengrabe (2. Frühstück), Wittenburg (Mittagessen) und noch einmal in Oldenburg (kleine Erfrischung) etwa jeweils rund 20 Minuten lang.

Auf diese Weise halten wir den Akku zwischen 30% und 90% oder 20% und 80%, womit wir zwar nur etwa 60% der Ladung nutzen, aber immer flott wieder unterwegs sind und dennoch Reserve für einen unerwarteten Umweg oder ähnliches zur Verfügung haben. Auch kommen wir so nicht leer am Ziel an, sondern mit ziemlich hohem Akkustand von etwa 75%.

Mit dem Wohnwagen hinter dem E-Auto kann man bei unseren Fahrzeugen etwa 20km mit jeweils 10% der Akkuladung zurücklegen. Das ist eine gute Faustformel, auch wenn mal etwas mehr Kilometer drin sind. Aber bei dem Gewicht des Anhängers und dem leider auch oft starken Wind von vorn, hat sich dieser Wert immer wieder eingestellt. 60% Akkuladung ergeben somit eine sichere Reichweite von 120km.

Knapp sechs Quadratmeter Fläche werden gegen den Wind bewegt.

Das ist halt Physik, denn hinter dem Auto zerstört der Luftwiderstand und die große Stirnfläche des Hängers die Bemühungen des Autoherstellers, das Zugfahrzeug möglichst windschnittig zu machen.

Auch mit Benzin oder Diesel steigt daher der Teil der Energie, der für die Überwindung von Luft-, Rollwiderstand und Schwerkraft benötigt wird, auf das Doppelte oder mehr, je nach Fahrgeschwindigkeit und Steigung. Nur steckt im normalen Verbrauch solcher Fahrzeuge auch noch der Verlust durch innere Reibung und vor allem durch Wärme, denn Verbrennungsmotoren sind wenig effektiv.

Vereinfacht gesagt wird bei sieben Liter Dieselverbrauch auf der Autobahn ohne Anhänger die Energie von dreieinhalb Litern Kraftstoff überhaupt nicht für den Antrieb verwendet, sondern geht im Motor verloren. Verdoppelt sich durch den Anhänger der Energiebedarf für den reinen Antrieb auf sieben Liter, kommt man in der Summe auf „nur“ zehneinhalb Litern Verbrauch pro 100km. Praktisch also nur rund ein Drittel mehr als ohne Wohnwagen.
Und auch mit diesem Verbrauch kann ein Diesel mit Anhänger in der Regel noch 400km weit fahren, weil sein Tankinhalt für 600 oder mehr „normale“ Kilometer ausgelegt ist.

Beim E-Auto wird die vorhandene Energie jedoch sehr viel effizienter genutzt. Ergo ist ein erhöhter Energiebedarf auch sofort viel stärker zu spüren. Wind von vorn und Steigung lässt den Akkustand schneller sinken, Rückenwind und Gefälle verringert den Verbrauch drastisch sogar bis hin zu einem Zuwachs an Akkuladung.

Doppelter Energiebedarf mit Wohnwagen gleich halbe Reichweite beim E-Auto. Und das bei nur 80 bis 100km/h. Das muss man nicht gut finden. Aber man kann sich leicht darauf einstellen und seine „Biopausen“ daran anpassen. Im Ergebnis fährt man mit dem Anhänger sehr entspannt, sitzt in einem leisen Auto mit hoher Zugkraft, muss sich nie mit einer vollen Blase quälen und empfindet das Reisen insgesamt sehr stressarm. Die gute Stunde für das Laden insgesamt auf 400km Strecke nutzen wir somit für sinnvolle Pausen.

Tja, und wie geplant röchelt am späten Nachmittag die Kaffeemaschine im bereits aufgebauten Vorzelt. Perfekt! Der erste Teil hat geklappt.

Wird fortgesetzt…

How to E-Auto

IONIQ5 am Mesnerhof
(Foto: B. Rochlitz)

Trotz der vielen Modelle von Elektroautos ist es nicht so einfach, heute in den Besitz eines geeigneten Fahrzeugs zu kommen. Schon die Auswahl ist schwierig und beim Kauf warten dann die nächsten Hürden. Es gibt aber ein paar einfache Tipps und ein hilfreiches Werkzeug.

Quelle voiture?

Mal ganz ehrlich: Welche Kriterien sind primär wichtig? Das multimediale Wohlfühlinterieur mit Ambientebeleuchtung und passenden Nähten am Alcantarabezug der Massagesitze? Oder einfach erst einmal, ob die Kiste dahin fährt, wo man hin will – und zwar gegebenenfalls mit Partner, Kindern, Hund und dem Fahrrad auf dem Heckträger?

Wer die erste Frage mit „Aber auf jeden Fall!“ beantwortet, wird wohl auch dem Prospektgeschwurbel der Autohersteller glauben. Dann am besten die Hausmarke wählen, im Konfigurator beim üblichen Fahrzeugtyp das Gewünschte anklicken und bestellen. Meine Prognose ist allerdings, dass der hohe Preis und die lange Wartezeit schließlich von der einen oder anderen Enttäuschung begleitet sein wird. In der Praxis ist halt alles anders, dem gekauften Auto fehlen vielleicht wichtige Eigenschaften und der entrückte Ausdruck im Gesicht der Models auf der Website des Herstellers wird sich beim Käufer wahrscheinlich leider nicht einstellen.

Meine Empfehlung ist – besonders für die Suche nach einem geeigneten E-Auto – erst einmal wenige zentrale Kriterien auf die vorhandenen Modelle anzuwenden und zwar auf einer realistischen, auf Fakten gründenden Basis. Danach kann man dann schauen, ob und welche „unverzichtbaren“ Extras angeboten werden und bezahlbar sind.

Eine exzellente Möglichkeit für die einfache Identifikation des geeigneten E-Autos bietet die Electric Vehicle Database des nach eigener Angabe unabhängigen und nicht kommerziellen Anbieters EV Database. Wer dahinter steckt, lässt sich zwar nicht auf der Website erkennen, aber die Inhalte sind hervorragend gut aufbereitet, programmiert, gepflegt und klever durchdacht. Und die enthaltenen Fakten sind nach meiner Einschätzung alle korrekt!

Ein Beispiel:

Mein Wunschauto soll meinen Wohnwagen ziehen können. Dafür muss es die notwendige Anhängelast haben (etwa 1575kg) und wegen des dann hohen Energiebedarfs (etwa 80% mehr als der durchschnittliche Verbrauch) möglichst schnell laden können, damit Caravaning damit Sinn macht. 500km je Stunde Ladegeschwindigkeit bezogen auf normalen Verbrauch wären dafür recht brauchbar.
Also auf der Seite von EVD „Mehr Optionen“ aufgeklappt, den unteren Wert für Ladegeschwindigkeit und Anhängelast auf die genannten Werte eingestellt und die Ergebnisse nach aufsteigendem Preis sortiert. Und Zack: Der IONIQ5 steht ganz oben in der Liste.

Na, was für ein Zufall! Den habe ich ja!

Aber auch andere Kriterien funktionieren natürlich für die schnelle Suche:

Gebraucht wird eine Anhängerkupplung für den Fahrradträger, und bei 250km realer Reichweite wäre eine halbe Stunde Ladezeit für weitere 150km ideal?
Dann „Anhängerkupplung“ auswählen, 250km Reichweite und 300km/h Ladezeit einstellen und Schwuppdiwupp: Renault Megane E-Tech ist der preiswerteste (erhältliche) Favorit. Zu französisch? Weiter unten tummeln sich im selben Preissegment die Modelle von Chinesen, Südkoreanern und Deutschen mit den gewünschten Eigenschaften.

Meines Erachtens ist die Electric Vehicle Database die beste Marktübersicht für die blitzschnelle Auswahl eines geeigneten Modells auf Basis verlässlicher Fakten. Ein echtes Mega-Tool.

Wie kommt man an sein Auto?

Wer sein ideales Elektroauto nun endlich gefunden hat und zum Händler geht, wird allerdings die erste Enttäuschung erleben: Das Auto gibt es nicht.

Seit Jahren hört man bezüglich guter, aber nicht lieferbarer E-Autos den Grund: „Die Nachfrage nach diesem Modell ist unerwartet hoch.“
In letzter Zeit ist noch dazu gekommen: „Die Zulieferer sind von Überschwemmung/Corona/gestrandeten Schiffen/Materialknappheit/Krieg betroffen.“
Und ganz aktuell: „Wir können Ihnen keinen Liefertermin nennen.“, „Der endgültige Preis kann/wird sich noch ändern.“ und „Das Modell kann nur in der Top-Austattung bestellt werden.“ oder „Leider ist das Modell bereits ausverkauft.“

Das ist sehr, sehr ärgerlich für diejenigen, die sich jetzt zum Umstieg entschlossen haben. Aber es bis auf weiteres wohl nicht zu ändern. Wie kommt man dennoch an ein E-Auto? Nur mit Geduld, eventuell durch Kompromisse bei der Auswahl und leider nur mit finanzieller Flexibilität.

Wer auf Nummer Sicher gehen will, lässt in seinem Budget 20% Spielraum für eine spätere Preisanpassung. Und man sollte Stand Juni 2022 mit mindestens (!) einem Jahr Lieferzeit rechnen. Mit einer Entscheidung und der Bestellung zu warten, ist aber vermutlich ebenfalls nicht zu empfehlen. Bis es wieder besser wird kann es noch eine ganze Weile dauern. „Wir haben es noch nicht hinter uns.“ sagte kürzlich Elon Musk, der bei Tesla bereits erhebliche Preisänderungen nach oben vorgenommen hat.

Beim Vertragsabschluss ist es wichtig, genau auf die Bedingungen zu nachträglichen Preisanpassungen zu achten. Bei vielen und vermutlich bald allen Herstellern steht dort sinngemäß, dass erst in der zeitlichen Nähe zum Liefertermin der endgültige Preis feststeht. Früher undenkbar, heute für Hersteller und Händler wohl die einzige Möglichkeit, denn niemand kann ja sagen, was die Produktion des Fahrzeugs in einem Jahr kosten wird.

Mein Eindruck ist, dass die fernöstlichen Hersteller zwar auch unter Kostendruck leiden und daher die Preise erhöhen und sich absichern, jedoch insgesamt durch kürzere Lieferketten und weniger Modellvarianten besser mit der Situation zurecht kommen.

Ich rate daher dazu, auch einmal jenseits der Hausmarke nach einem geeigneten Fahrzeug zu schauen, eventuell auf das eine oder andere Extra zu verzichten oder sogar ein verfügbares Fahrzeug zu kaufen, auch wenn es die falsche Farbe hat. Sonst wird man sich halt mit den aktuellen Bedingungen arrangieren müssen und rechnet besser mit Preiserhöhung vor der Lieferung in ferner Zukunft.

Welche Förderung gibt es?

Das ist ein weiterer Faktor, der momentan schwer zu beurteilen ist. Die Tinte unter dem Koalitionsvertrag ist noch nicht ganz trocken, da rudert die FDP in der Person Herrn Lindners und Herrn Wissings schon wieder in die andere Richtung. Die Vereinbarungen zum europäischen Verbrennerausstieg, zu Förderbeträgen für Elektroautos und deren Zeiträumen kippeln gerade mächtig und damit vielleicht sogar die ganze Koalition.

Zugegeben, es ist angesichts der komplett wahnsinnigen Weltlage viel zu tun und zu finanzieren, aber das ist leider der Job. Jetzt den bereits beschlossenen Kurs in Frage zu stellen und das Steuer loszulassen, ist ganz schlechter Stil und verursacht großen Schaden.

Das hieße nämlich für die Konsumenten, dass sie nicht darauf vertrauen können, eine für ihre Entscheidung maßgebliche Förderung zu erhalten und die Gefahr, auf erheblich höheren Kosten sitzen zu bleiben. Wer riskiert das gern? Und für die Unternehmen sind zögernde Kunden sowie eventuell platzende Kaufverträge und Finanzierungen auch kein Spaß. Förderung geht anders.

Stand heute kann man also nur für Fahrzeuge eine sichere Kalkulation machen, die noch in diesem Jahr zugelassen werden. Was danach passiert, ist leider völlig offen, wenn die Vereinbarungen in der Koalition nicht eingehalten werden.

Update November 2022: Zwar ist das neue Gesetz zur Förderung immer noch nicht im Bundesanzeiger zu finden, dennoch sind die Zahlen jetzt bekannt. Details fehlen aber noch.

Also auch aus diesem Grund ist es wohl angeraten, lieber den Spatz, als die Taube zu wählen. Wer jetzt bestellt, sollte sich versichern lassen, dass die Lieferung und Zulassung in diesem Jahr erfolgen kann – oder im worst case mit erheblich reduzierter Förderung kalkulieren. Der Kauf eines bereits produzierten Fahrzeugs kann die Lösung sein, wenn es passt.

Und noch ein Update vom Ende November 2022: Viele Hersteller bieten ihren Kunden nun einen Ausgleich an, wenn das Auto nicht mehr rechtzeitig für die alte Förderung zugelassen werden kann. Dafür gibt es unterschiedliche Verfahren, die man bei seinem Händler erfragen kann.

Wieso dann überhaupt ein Elektroauto?

Egal, wie und wann die Politik jetzt ihren Job macht. Die Unternehmen sind trotz aller genannten Probleme schon viel weiter, zu weit, um noch umdrehen zu können. Die E-Mobilität mit rein elektrischen Autos (BEV) steht meiner Einschätzung nach nicht mehr zur Debatte. Der Verkaufserfolg JEDES elektrischen Modells spricht doch Bände. „Unerwartet hohe Nachfrage“ ist ein Witz, wenn jedes E-Auto in kürzester Zeit ausverkauft ist, oder? Und die freiwilligen (!) Statements der Autohersteller weltweit zum Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor sowie der Schwerpunktwechsel beim Engagement der Mineralölkonzerne – vom Rückgang bei der Erschließung neuer Ölvorkommen bis hin zum Ausbau der Ladetechnik und der Wasserstoffherstellung – stützt meine Annahme.

Natürlich werden Kolbenmotoren und andere Wärmekraftmaschinen nie ganz verschwinden. Wieso auch? Es gibt Anwendungen, da ist dieser Antrieb sinnvoll und technisch (noch) im Vorteil. Zum Beispiel in der Landwirtschaft, im Last- und Flugverkehr, bei großen Schiffen. Aber nicht bei PKW, die durchschnittlich täglich unter 40km weit fahren und dann 20 Stunden lang herumstehen. Und es wird noch viel teurer als schon heute werden, mit Benzin, Diesel oder Kerosin zu fahren und zu fliegen, egal ob subventioniert oder künstlich hergestellt. Da kann man noch so viel Tankrabatt an die Mineralölkonzerne überweisen…

Der „Normalbürger“ wird daher schon aus Kostendruck auf den heute schon viel preiswerter, sauber und angenehmer zu betreibenden Elektroantrieb wechseln – oder das Auto zu Gunsten anderer Verkehrsmittel teilweise ganz aufgeben.

Schon jetzt fährt man im Alltag elektrisch vorteilhafter als mit dem Verbrenner. Das gilt für alle, die es auch wollen. Für die anderen ist es offenbar völlig unmöglich, weil sie unüberwindbare Hürden und Nachteile für sich sehen. Wie zum Beispiel mal kurze Pausen nach drei Stunden Fahrt auf Langstrecken zu machen oder sich einen Ladeanschluss in den eigenen Carport schrauben zu lassen…

Zugegeben, es gibt noch einiges Verbesserungspotenzial, besonders was Anzahl, Verteilung, Verlässlichkeit und Ergonomie der Ladepunkte in der Öffentlichkeit angeht. Aber schließlich hängt das meiste dessen nur davon ab, wie die Energiewende durch den Ausbau der Windkraft, der Photovoltaik und der Verteilungs- und Ladenetze weiter vorankommt und gleichzeitig die Autohersteller ihre Hausaufgaben machen und sich mal ihre Lieferketten ansehen. Alles Themen, die wir auch ohne E-Autos ohnehin in den Griff bekommen müssen.

Also: Es ist immer jetzt der beste Zeitpunkt sich für ein Elektroauto zu entscheiden. Vor einem Jahr, vor dem Krieg und dem Anstieg der Preise war der Zeitpunkt natürlich besser, klar. Aber dieser Drops ist jetzt ja gelutscht.
Und in der nächsten Zukunft ist ziemlich sicher zu erwarten, dass die Preise erst einmal weiter steigen werden. Für die Autos, aber vor allem für die fossilen Energieträger, deren Quellen häufig in den oft blutigen Händen, sagen wir „unzuverlässiger Vertragspartner mit sehr persönlichen Zielen“ liegen.

Die Zeiten haben sich geändert. Wer vorausschaut, sich heute entscheidet und handelt, braucht Geduld. Aber in einem Jahr ist er oder sie weiter als die anderen, die noch gezögert haben. Und die dann vielleicht länger warten müssen…

Was bisher geschah…

Eigentlich hatte ich Ende November 2013 nur den Ablauf meines Leasingvertrages im kommenden April auf dem Plan: Fünf Jahre lang bin ich nun ein Auto aus dem Toyota-Konzern mit Hybrid-Antrieb gefahren. Ich war mit dem Fahrzeug sehr zufrieden, aber nun muss meiner Meinung nach der nächste Schritt erfolgen. Der Hybrid spart zwar Sprit und bietet Vorteile, aber er ist im Winter und auf der Kurzstrecke nicht ideal.

Der nächste Schritt ist für mich seit langem ein PHEV, ein „Plug-In Hybrid Electric Vehicle“. Denn die letzten fünf Jahre haben gezeigt, dass ich im Alltag meistens weniger als 30 bis 50km in Berlin und Umgebung unterwegs bin. Und oft ist die erste Fahrt am Morgen nur zwei oder drei Kilometer lang: Von zuhause zum ersten Kunden. Diese Strecken rein elektrisch fahren zu können und dennoch für gelegentliche längere Fahrten, zum Beispiel nach Hannover oder zur Ostsee, genug Reichweite, Transportkapazität und Zugkraft zu haben, wäre für mich ideal.

Nur diese „eierlegende Wollmilchsau“ konnte ich bisher (Stand November 2013) nicht ohne weiteres finden. Der Opel Ampera wäre zwar generell eine Möglichkeit, Mitsubishi Outlander PHEV soll es auch bald geben, Audi kommt irgendwann mit einem A3 Sportback e-tron, BMW will mehrere Plug-In Hybriden bauen… aber bis auf den Opel ist nichts davon bestellbar. Dessen Konzept könnte passen, er ist mir aber im Vergleich zu den angekündigten Lösungen zu teuer.
Leider hat auch Toyota in den vergangenen Jahren seinen guten Hybridantrieb nur in weitere Modelle eingebaut. Ausschließlich der Prius wird derzeit und in nächster Zukunft als PHEV angeboten. Kein schlechtes Auto, aber auch diese Möglichkeit haut mich nicht vom Hocker.

Na, dann schaut man sich eben mal an, was vollelektrisch heute so geht. Für die Stadt und den Alltag wäre das für mich eigentlich ebenfalls ok. Da in der Familie ohnehin noch ein Auto mit etwas mehr Ladekapazität, Anhängerkupplung und sparsamem Diesel vorhanden ist, könnte es dann auch ein etwas kleineres Fahrzeug für den beruflichen Altag sein.
Tja, und so bin ich das erste E-Mobil probegefahren. Danach war mir klar:

Das will ich! Elektrisch fahren – ganz ohne Verbrennungsmotor.

Doch diese Erfahrung und dieser Wunsch haben bei mir mehr ausgelöst, als ich gedacht hätte. Innerhalb kaum eines Monats hat die Beschäftigung mit dem Thema „elektrisches Fahren“ eine regelrechte Begeisterung entfacht. Und nun sitze ich hier vor dem Notebook, habe den (oder sagt man das?) ersten Blog meines Lebens installiert und möchte meine Erfahrungen teilen. Es ist ja wahrscheinlich, dass meine Überlegungen zum Autofahren nicht außergewöhnlich sind. Darum habe ich mich dazu entschlossen, sie auf diese Weise mitzuteilen.

Schauen wir mal, was daraus wird. Ich bin der Meinung, dass sich diese Form der Automobilität weiter verbreiten sollte und will mit meinem Beitrag helfen, die Vorbehalte gegen elektrisch angetriebene Fahrzeuge mit Fakten und Antworten zu verringern.

Update Oktober 2024

Ich bin immer noch dabei.