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Noch einmal genießen wir den grandiosen Ausblick von unserem Campingfelsen bevor wir am Beginn der neuen Woche bei bestem Wetter und nach einem gemütlichen Frühstück unsere Heimreise von Schweden zurück Richtung Deutschland beginnen. Wir wollen die Strecke diesmal komplett auf dem Landweg fahren und dabei noch ein paar Eindrücke sammeln.
Nach den vielen Auf- und Abbauten gehen die notwendigen letzten Handgriffe am Morgen natürlich ohne langes Nachdenken vonstatten und sind Routine. Zum Schluss noch die Stützen hoch, ein letzter Rundgang und Check. Der Rest ist auch schnell erledigt. Durch die Rückfahrkamera kann man den Kupplungskopf des IONIQ ganz easy und zentimetergenau unter die Deichsel manövrieren. Schließlich ist der Hänger sicher am Auto und wir checken aus. Diesmal haben wir eine 300km Etappe geplant, die uns auf einen weiteren FirstCamp Platz nahe Halmstad bringen soll. Los gehts!

Abschied
Wie wir es inzwischen gewohnt sind, klappt sowohl die Fahrt, als auch die Versorgung unterwegs mit Strom und Nährstoffen ganz prima. Das Gespann gleitet ruhig durch die schwedische Küstenlandschaft mit ihrem zwischen Flachland und Mittelgebirge wechselnden Anblick. Alles läuft also entspannt und wie erwartet, so dass wir kurz nach Fünf in Halmstad unter der Markise sitzen und Kaffee trinken können.

Von unserem Stellplatz aus sind es nur wenige Meter durch die Dünen bis zum Strand. Und nach kurzer Suche finden wir auch einen für den Rolli optimalen Weg, der über einen Weg aus Bohlen erst durch ein Wäldchen und anschließend bis zur Küste führt. Dort erwartet uns ein menschenleerer breiter Strand und etwas später ein grandioser Sonnenuntergang über dem Meer. Ein schöner Abschied von Schweden, das uns richtig gut gefallen hat. Wir kommen bestimmt wieder!

Am Dienstagmorgen überlegen wir, welches unser nächstes Ziel sein soll. Vor uns liegen noch etwa 150km bis zur Øresundsbron nach Dänemark. Danach wollen wir Sjælland überqueren und den kleinen Belt zur Insel Fyn. Dort schauen wir zunächst nach einem günstig gelegenen Campingplatz, entscheiden uns dann aber schließlich doch noch anders.
Wind!
Na, den hatten wir ja schon seit dem ersten Urlaub im Mai auf Fehmarn wirklich ausreichend. Unter drei bis vier Beaufort ging es da selten mal, fünf bis sieben Windstärken hatten wir auch, relative Windstille nur wenige Tage. So wirkt sich die allgemeine Erwärmung halt auch aus: im Durchschnitt ist viel mehr Energie in der Atmosphäre, die sich mal in mehr Wind und mal durch mehr Feuchtigkeit zeigt. Am Ende des Jahres wird es feststehen: 2024 war insgesamt das wärmste jemals gemessene Jahr.
Die Vorhersagen sind diesbezüglich eindeutig: Es wird am Mittwoch noch windiger und zwar aus südwestlicher Richtung. In Böen auch mal in Sturmstärke. Und da könnte es problematisch werden. Unter Umständen wird die Storebeltbron, die letzte sehr lange Brücke zwischen Fünen und dem dänischen Festland, dann für Gespanne gesperrt. Das wäre blöd.
Wir sind es nicht und gehen lieber auf Nummer sicher. Die 20km lange Brücke wollen wir besser noch am Dienstag überqueren. Auf der westlichen Seite des Belt gibt es einen kleinen Campingplatz, auf dem wir unseren Slot für die Nacht buchen. Gesagt, getan. So wird es also gemacht, und nach Øresund, Sjælland, Fyn und dem Storebelt, stehen wir am späten Nachmittag sicher auf der richtigen Seite des beeindruckenden Brückenbauwerks und lassen uns eine leckere Pizza von „Mamma’s“ schmecken, einer niedlichen Pizzeria im kleinen dänischen Städtchen Nyborg.
Vorher war ich dort noch kurz für den nächsten Tag bei Lidl einkaufen und habe derweil den IONITY Hypercharger auf dem angrenzenden Parkplatz genutzt, um unseren Akku preiswert bis zur Kante voll zu machen. Ohne Zeitverlust mit sauberem, preiswertem Strom schnell laden, während man seinen kleinen Einkauf erledigt. So muss das und so geht das auch! Wenn man es will. Der kräftige Wind liefert dafür die Grundlage. Dänemark erntet und nutzt ihn inzwischen sehr umfangreich. „Between human will and nature‘s forces“ ist der Slogan vom norwegischen Hersteller Helly Hansen auf meinem Hoody. Passt hier auch ganz gut.
Ausklang
Bezüglich „nature’s forces“ war es wohl die richtige Entscheidung, denn das Wetter wird ab Mitte der Woche deutlich unruhiger. Auf unserem relativ kurzen Weg an diesem Tag Richtung Eckernförde bläst es ganz ordentlich, Gewitterwolken türmen sich um uns herum und ein paar kräftige Schauer erwischen uns immer mal wieder. Aber kein Problem. Alles ist dicht und beim letzen Laden im dafür preiswerten Dänemark ist ein Wolkenbruch auch keine Hürde. Alle Komponenten an Ladesäule und Auto sind so konstruiert, dass solche Bedingungen weder Gefahr noch ein Hindernis sind.
In Deutschland ändert sich dann prompt wieder einiges: Der Strom wird teurer, das Fahren stressiger, Windkraftanlagen stehen still, weil zuviel Energie im Netz ist und es keine Abnehmer gibt. Schade, dass wir das hier nicht besser hinbekommen. Dass es grundsätzlich möglich ist, haben uns großartigen Deutschen die wesentlich kleineren und bescheideneren skandinavischen Nationen lässig gezeigt.
Während wir außerdem in den letzten Wochen in Dänemark und Schweden unseren täglichen Stellplatz mit ein paar Klicks aussuchen und meinetwegen auch irgendwann spät abends verlässlich buchen konnten, dürfen wir nun während der amtlichen Öffnungszeiten mit der Besitzerin telefonieren.
Ok, das geht natürlich auch und ich habe sogar den Eindruck, dass die Reservierungszusage für nur eine Übernachtung auch deshalb klappt, weil meine Stimme und die Wortwahl passten. „Ja, dann kommt mal, wir finden schon etwas Schönes für Euch.“
Und so ist der letzte Campingplatz in diesem Urlaub in meinen Augen ein kleiner Schatz. Im Dörfchen Misunde nahe Kappeln an der Schlei finden wir ein sehr idyllisches Fleckchen. Fast zu schade für nur eine Übernachtung. Und beim CheckIn erfahren wir: „Ihr habt einen unserer schönsten Plätze bekommen. Ich habe Euch mal einfach für zwei Nächte eingetragen. Wenn ihr früher wegwollt, ist es aber auch kein Problem.“
Wir bleiben.
Schließlich ist der Ausblick auf den „Ostseefjord“, die Stille am Abend und alles andere so nett und schön, dass wir einen neuen Plan für unsere letzten Urlaubstage machen. Erst treffen wir uns mit lieben Freunden zum Essen im Eckernförder Hafen. Im „Mehrfisch“ speisen wir köstlich. Und das Bier fließt hier von unten ins Glas!
Am Donnerstag machen wir dann auf Wunsch eines einzelnen Herren in unserer kleinen Reisegruppe einen Tagesausflug nach Neustadt in den Hansapark. Und beschließen am Abend einstimmig, dass es nun gut sein soll: Am Freitagabend wollen wir in Berlin eintrudeln und das Wochenende entspannt zum „Ankommen“ und Klarieren des Wohnwagens nutzen.
Landung
Rund 3000km haben wir seit unserem Start auf unserer Reise zurückgelegt und dafür beinahe eine Megawattstunde Energie, die mit Sicherheit aus Wind und Sonne gewonnen wurde, in Bewegung verwandelt, Auto, Insassen und Wohnwagen damit nach Norwegen und zurück gebracht. Obwohl der Start unter schlechten Zeichen stand, haben wir offenbar gute Entscheidungen getroffen und wurden von guten Leuten dabei unterstützt. Alles hat schließlich so funktioniert wie es sollte und uns eine tolle neue Erfahrung in neuer Umgebung ermöglicht.
Dass bei unserem Eintreffen in Berlin am frühen Abend nun auch noch ein idealer Parkplatz nicht weit von unserer Wohnung frei ist, auf dem wir das ganze Gespann einfach mal locker bis zum Montagmorgen abstellen können, ist schon fast unverschämtes Glück.
Jedenfalls endet hier unser Urlaub 2024 erfolgreich mit einer Punktlandung. Und dieser kleine Bericht ebenfalls. Vielleicht konnte er Lust darauf machen, mit dem Wohnwagen unterwegs zu sein. Vielleicht in Skandinavien. Das muss natürlich nicht unbedingt elektrisch angetrieben stattfinden. Kann es aber, wie man sieht. Und es war toll!!!