(Hier geht’s zum Anfang der Geschichte…)

Wir wollen aber noch weiter nach Norden und bereiten nach drei Tagen unsere Weiterfahrt vor. Von Göteborg aus geht es Richtung Oslo rund 200km weit nach Strömstad kurz vor der Grenze nach Norwegen. Alles läuft ohne Probleme und gegen 12:30 Uhr haben wir die Hälfte bereits geschafft.
Am Ziel erwartet uns dann ein ganz besonderer Campingplatz der Marke FirstCamp, quasi ein Felsbrocken, der mit einer Menge Asphalt befahrbar gemacht wurde und nun Hunderte von Stellplätzen in verschiedenen Höhenlagen bietet.

Hauptsächlich hat man hier an Wohnmobile aus Norwegen gedacht, die sich vor allem am Wochenende zahlreich einfinden. Aber auch wir haben uns einen netten Slot gebucht und es uns gemütlich gemacht.
Nur der Einsatz von Häringen oder Zeltnägeln ist hier wegen des überwiegend steinernen Untergrundes auf wenige Grasflecken begrenzt. Und da der Wind mit relativ konstanten 4 bis 5bft und nachts sogar einmal in Sturmstärke wehen soll, können wir unser kleines Vorzelt diesmal nicht durchgängig einsetzen. Da bleibt es beim Windschutz und der Markise, die wir nachts dann einfach einholen.
Überflieger
Was auf der ganzen Reise perfekt funktioniert und uns stets eine sehr schnelle, stabile Internetverbindung ermöglicht, ist die Starlink Satellitenantenne und der für rund €60 gebuchte Tarif.
(Update 11.2024: Inzwischen liegt die monatliche Gebühr für den Reisetarif mit unbegrenztem Volumen bei €72.)

Man darf bezüglich des Unternehmensgründers durchaus geteilter Meinung sein und seine moralische und politische Haltung kritisieren, seine Projekte aber funktionieren ziemlich perfekt. Und zwar trotz sehr futuristisch und durchaus aufwändiger Technologie einfach und verständlich in der Anwendung: Antenne grob nach Süden aufstellen und dabei auf freie Sicht zum Himmel achten. Nach der Verbindung mit dem WLAN-Router und dessen Stromanschluss richtet sie sich automatisch aus und nach anderthalb Minuten steht der Link zu den Satelliten.
Von den aktuell etwa 6.000 aktiven Geräten fliegen zwar nicht sehr viele über Scandinavien und die Pole, aber näher zum südlichen Horizont hin ist die Anzahl noch hoch genug für eine erstaunliche Übertragungleistung. Damit ist es zum Beipiel möglich, in Berlin IT-Probleme zu bearbeiten, Filme zu streamen oder störungsfrei Videochats zu führen – sogar parallel! Da kommen die lokalen WLANs der Campingplätze natürlich nicht mit, die durch die Anzahl der Nutzer häufig nur noch für die Kommunikation mit E-Mails oder für Kurznachrichten taugen.
Diesbezüglich genießen wir also auf unseren Stellplätzen höchstes Niveau, was die Nutzung des Internets angeht. Aber auch im Übrigen gibt es wenig zu klagen: Die Slots sind groß genug, um Wohnwagen, Vorzelt und Auto locker aufstellen zu können und dennoch Platz für Tisch, Stühle, Antenne und Bewegung zu haben.
Unser Stromkabel reicht mit 25m Länge stets aus, um den Stromanschluss des Platzes zu erreichen. Wäre das mal nötig, könnten wir aber auch das Auto zur Versorgung unseres Wohnwagens nutzen. Die Solarzelle fördert ja im Sommer nahezu genug Energie, um unseren täglichen Verbrauch für Kaffeemaschine, Warmwasser zum Abwaschen und das WLAN zu decken.
Das Aufladen des Autos am Stellplatz untersagen inzwischen jedoch quasi alle Campingplätze, die ja in der Regel den Strom für die Gäste pauschal berechnen. Alternativ haben einige Plätze Ladepunkte vor ihrer Schranke. Um mal in den Ort mit seinem hübschen Hafen zum Einkaufen zu fahren, brauchen wir uns aber keine Gedanken zu machen. Der Akku ist ja gut voll, da wir vor der Ankunft noch einmal kurz geladen hatten.

Hafen, Restaurants und andere Ziele sind vom Campingplatz aus bequem zu Fuß und mit unserem E-Rolli erivo erreichbar, der auch die Steigungen gut verkraftet und sich relativ klein macht, wenn er nicht benötigt wird. Da wir diesmal kein Vorzelt aufgebaut haben, „parkt“ er nachts zusammengeklappt im Kofferraum des IONIQ5. Wie beim Auto kommt bei ihm die Antriebsenergie aus einem leicht entnehmbaren, nicht einmal 5kg schweren Lithiumakku, der dem Rolli bis zu 35km Reichweite verleiht. Damit ist er für uns eine hervorragende Lösung, auch weil er durch große und teilweise gefederte Räder bei nur rund 32kg Gewicht ein ideale Lösung in Orten, aber auch in leichtem Gelände ist.
Nordschleife

Für unseren Tagesausflug nach Oslo haben wir uns den Samstag ausgesucht und machen uns nach dem Frühstück auf den Weg. Ohne den Anhänger können wir bis kurz vor unser Ziel ja etwas flotter fahren und brauchen nur etwa eineinhalb Stunden für die rund 130km.
In Oslo angekommen bewegen wir uns zu Fuß und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die alles sehr gut abdecken und in engem Zeittakt fahren. Auch hier bezahlt man alles digital und wir buchen uns natürlich auch die Tickets für die Tram per App. Gut so, denn zehn Sekunden nach dem Zusteigen werden wir freundlich aber bestimmt kontrolliert und der QR-Code des „Fahrscheins“ auf unseren Handys gescannt. Alles ok.

Auffällig ist auch wieder die lässige Höflichkeit und Rücksicht, die alle Verkehrsteilnehmer gegeseitig zeigen. Sehr angenehm und stressfrei bewegt man sich durch die schöne Stadt, die beeindruckende Ausblicke bietet.
Wir treiben uns den Tag über zwischen Festung und Hafen, Innenstadt, Parks und Schloss herum, shoppen ein wenig und essen sehr gut in einem kleinen, aber offensichtlich stark frequentiertem Italienischen Restaurant: eine gute halbe Stunde lang stehen wir in der Schlange für einen Tisch.

Mit der U-Bahn, die schließlich ihren Tunnel verlässt und zum Holmenkollen hinaufzuckelt, besuchen wir am späten Nachmittag noch die Sportanlagen der winterlichen Wettkämpfe im Biathlon und Skispringen. Der Blick zurück erlaubt es, weit in den Oslofjord hinaus zu schauen. Lustig ist, dass der IONIQ5 auf seiner Reise von Ulsan in Südkorea nach Bremerhafen per Schiff, wohl schon einmal hier in der Gegend war. Im Hafen Drammen bei Oslo wurden 2021 die ersten europäischen Fahrzeuge ausgeladen, bevor das Schiff weiter Richtung Deutschland fuhr.
Wir machen uns erst abends auf die Rückfahrt und stoppen noch einmal knapp 20 Minuten bei IONITY in Rygge, wo der Ladevorgang zum norwegischen Stromtarif von nur 26ct je Kilowattstunde erfolgt. Für die gesamte Strecke von Strömstad nach Oslo und zurück von rund 260km zahlen wir daher umgerechnet nur etwas über 13€.

Unser nördlichstes Ziel haben wir nun errreicht und befinden uns quasi ab sofort auf der Rückfahrt. Am Montag werden wir Strömstad verlassen und uns wieder nach Süden aufmachen. Unser nächster Stopp wird noch einmal ein Campingplatz in Schweden sein. Danach geht es zurück über den Oresund nach Dänemark und dort diesmal über die Insel Fünen Richtung deutsches Festland. Wir wollen noch Freunde in Eckernförde besuchen, bevor wir nach Berlin zurückfahren.
(Wird fortgesetzt…)